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Mundarttheater KULTIMO – Die Maus, die nicht rennen wollte

In einem kleinen, hell beleuchteten Zimmer sitzen drei Personen um einen Tisch herum. Er ist bedeckt mit zahlreichen Kosmetikutensilien wie Tüchern, Haarspray und Puder. Heike Dosenbach tuscht sich die Wimpern, Sabrina Rueb ist bereits fertig geschminkt. Eines fehlt allerdings noch: die Kopfbedeckung. Vorsichtig bindet Sabrina ein buntes Tuch um ihren Kopf.

Mundarttheater KULTIMO - Die Maus, die nicht rennen wollte 1
Schminken vor dem Auftritt (© Sabine Ronge)

Auch die Männer tragen Make-up auf. Frieder und Felix Elsner betrachten sich sorgfältig im Spiegel, pudern sich und überprüfen, ob die Schattierungen in ihren Gesichtern angemessen aussehen. Das Schminken ist nichts Außergewöhnliches für die beiden Männer. Matthias Rühle wirft noch einen letzten Blick in das Textbuch und Fabian Elsner öffnet eine Sektflasche: „Des macht de Mund locker“, sagt Barbara Schmid-Elsner. Das aktuell siebenköpfige Theaterensemble der Mundartgruppe „Kultimo“ steht kurz vor der Premiere seines neuen Stückes „Kei Problem Herr Kommissar“, einer ins Alemannische umgeschriebenen englischen Kriminalkomödie von Jack Popplewell.

Von der fehlenden Übung im Umgang mit Ton, Licht und Kulisse ist während der Aufführung nichts zu spüren

Mundarttheater KULTIMO - Die Maus, die nicht rennen wollte 2
Das Mundarttheater KULTIMO beim Auftritt (© Sabine Ronge)

In der Eingangshalle tummeln sich bereits die Zuschauer. Die meisten halten ebenfalls ein kostenloses Glas Sekt in der Hand und stehen gemütlich beisammen. Hinter der Bühne werden die letzten Vorbereitungen getroffen und Rainer Höferlin, Regisseur und Verantwortlicher für die Technik, stimmt sich auf die kommenden zwei Stunden ein. Nicht nur das Stück feiert heute Premiere. Nein, auch der begleitende Ton und das Licht kommen erstmalig zum Einsatz. Seit April probt das Ensemble wöchentlich in der Gemeindehalle in Tannenkirch: Ohne Ton, Licht und Kulisse. Ausschließlich „Requisiten, wie bspw. Stühle, sorgten für das Markieren von Ein- und Ausgängen“, sagt Hilde Rueb (Organisation & Souffleuse). Die Kulisse stand zum ersten Mal beim letzten Probewochenende im Hof von Rainer Höferlin zur Verfügung. Unvorstellbar! Denn von der fehlenden Übung im Umgang mit Ton, Licht und Kulisse ist während der Aufführung nichts zu spüren. Fortan wird die Kulisse jedes Wochenende an einem anderen Ort im Markgräflerland transportiert, um dort dann aufgebaut zu werden.

Die Stücke werden eigens ins Alemannische übersetzt

Mundarttheater KULTIMO - Die Maus, die nicht rennen wollte 3
Feilen am Drehbuchtext (© Sabine Ronge)

Die Stücke des „Kultimo“-Theaters werden von Frieder Elsner eigens ins Alemannische übersetzt. „Ungefähr zwei Tage brauch ich fürs Umschreibe“, erzählt er. Nicht gerade lange für ein solches Textbuch. „Frieder isch unser Spezialischt fürs Alemannische“, sagt Rainer Höferlin grinsend und fügt an: „Auch die Schauspieler mache Fehler“. Besonders beliebt ist das Wort „wa“ (von „waren“), „des rutscht einige Schauspieler häufiger rus“. Da im Alemannischen grundsätzlich das Perfekt statt des Präteritums verwendet wird, gibt es dieses Wort nicht. Richtig ist: „Mer sin gsie“. Geübt in der Bühnensprache sind die Schauspieler aber allemal. Ob auf Burg Rötteln oder Fasnet-Veranstaltungen: Alle haben bereits vor dem Gründungsjahr 2007 Mundart-Theater gespielt. „Mit de Verwendung vom Alemannische als Bühnesproch trage mer zur Traditions- und Dialektpflege bei – des isch schee“, sagt Frieder Elsner.

Kleine Fehler verzeiht das Publikum der Laienspielgruppe

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Das Mundarttheater KULTIMO beim Auftritt (© Sabine Ronge)

Kleine Fauxpas gibt es hingegen immer. „Die verzeiht uns unser Publikum“, sagt Sabrina Rueb lächelnd: „Mer sin e Laieschauspielgruppe un übe normale Berufe us.“ Von den kleinen Fehlern hat das Publikum heute allerdings kaum etwas gemerkt. Lediglich die Darsteller unterhalten sich nach der Aufführung angeregt über die mehr oder weniger großen Schwierigkeiten auf der Bühne: Über das Weglassen von Textstellen, den Ausruf „Peng“, wenn man mit der Pistole „schießt“ (als die Pistolen noch nicht als Requisiten zur Verfügung standen, mussten die Schauspieler das Wort an dieser Stelle rufen), das Auflegen des Telefons an der falschen Stelle und die Maus. Eine Stoffmaus wollte, trotz zuvor geprobter und ausgefeilter Strategie, einfach nicht über die Bühne laufen. Lautes Gelächter ertönt vom Ensemble. Diese kleine Irritation ließ die Darsteller erfindungsreich auf der Bühne werden. „Des sin d bsunndere Herausforderunge und Reize bim Schauspielere“, sagt Barbara Schmid-Elsner ausgelassen. Fabian Elsner will das aber nicht auf sich sitzen lassen: „Wie wär’s, wenn ma jetz die Szene mit de Muus noch emol vorführe. ‘S funktioniert nämlich“, versichert er und stellt die Szene mit vollem Elan erneut nach. Ganz gelingen will es heute allerdings nicht: „Villicht muess die Strategie noch emol überdacht wäre“, sagt Rainer Höferlin und lacht.

Zurück an den Anfang. Erst ertönen zwei Gongs, dann eine bekannte, tänzelnde Melodie, welche sich durch die komplette Kriminalkomödie zieht. In den folgenden zwei Stunden kommen die Zuschauer vor lauter herzhaftem Lachen kaum zur Ruhe. Spannend, witzig und gut inszeniert ist das neue Stück der Mundartgruppe. Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten – einfach Karten reservieren und genießen!

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