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Unterwegs auf „Tomaten- und Kartoffelfahrt“ mit den Landfrauen Schliengen

„Wow“, „unglaublich“ und „boah“ ertönt es immer wieder von allen Seiten – regelmäßige Ausrufe des Erstaunens. Auf den Anbaufeldern der Familie Binder, Bio-Bauern der ganz besonderen Art, findet man eine Vielfalt und Farbenpracht, wie man sie wohl selten gesehen hat. Doch nicht die Familie Binder steht im Mittelpunkt des Geschehens: Heute dreht sich alles um die Besucher ihres Hofes aus dem Markgräflerland – die Landfrauen Schliengen.

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Die Landfrauen Schliengen unterwegs auf „Tomaten- & Kartoffelfahrt“ (© Sabine Ronge)

Eine Stunde zuvor befinden wir uns vor dem Weingut Blankenhorn in Schliengen. 16 Frauen warten bereits auf die Abfahrt. Kurz wird noch diskutiert wer mit wem fährt und welcher Weg der Beste sei – dann geht es los in Richtung Forchheim am Kaiserstuhl. Heute steht eine „Tomaten- und Kartoffelfahrt“ auf dem Programm. Einige Frauen waren bereits letztes Jahr für eine Führung auf dem Lindenhof bei Familie Binder. Diese Fahrt lohnt sich auch noch einmal.

Dies ist einer von vielen Ausflügen, welche die Landfrauen Schliengen jedes Jahr gemeinsam antreten. Im September geht es das nächste Mal auf Tour zu einer Käserei in Sitzenkirch. Gegründet wurde der Verein bereits 1980. Damals ging es noch vorwiegend um die Bildung der Landwirtinnen – diese kam deutlich zu kurz. „Heute hat es sich geöffnet und jede Frau vom Lande ist herzlich willkommen“, erzählt Iris Willmann. Sie ist kurz nach der Gründung zu den Landfrauen gestoßen und war 18 Jahre lang Vorsitzende. Sie betreibt mit ihrem Mann, heute als Nebenerwerb, Obstbau und bietet Ferien auf dem Bauernhof an. Besonders fasziniert bei den Landfrauen hat sie schon damals die Vielfalt des Angebots: Seminare, Ausflüge, Sport uvm. Den Vorsitz hat sie erst dieses Jahr abgegeben.

Der Verein hat insgesamt 127 Mitglieder aus Schliengen und Umgebung

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Die Landfrauen Schliengen unterwegs auf „Tomaten- & Kartoffelfahrt“ (© Sabine Ronge)

„Eigentlich wollten wir gerne Jüngere an Land ziehen. Leider hat es nicht geklappt“, erzählt Monika Döbelin etwas geknickt. Seit fast 20 Jahren ist sie Vereinsmitglied und hat, zusammen mit Brigitte Bächle, den Vorsitz vor ein paar Monaten übernommen. Insgesamt 127 Mitglieder aus Schliengen und Umgebung hat der Verein. Das älteste Mitglied, Emma Lenz, ist gerade 80 Jahre alt geworden. Es sind zwar vorwiegend ältere Damen dabei, in der Zwischenzeit haben sich aber auch junge Frauen, im Alter zwischen 35 und 40 Jahren, dazugesellt. Egal welches Alter: „Jeder schwätzt mit jedem. Die Jungen sagen oft, dass man von den Älteren und ihrem Wissen profitieren kann, und umgekehrt ist es nett und aufregend mit den Jungen“, sagt Brigitte Bächle und schmunzelt.

Auch jüngere Generation soll mit Programm angesprochen werden

Es wird sich besondere Mühe gegeben, mit dem Programm auch die jüngere Generation anzusprechen. Ob ein Vorlesetag über „Frederick die Maus“ für die ganz Kleinen, Qigong (eine Meditations- und Bewegungsform) oder ein Sporttreff (laufen, schwimmen oder Radfahren) angeboten wird, für jedes Alter ist etwas dabei. Es nehmen zwar einige junge Frauen an den Angeboten teil, wenige beteiligen sich darüber hinaus jedoch am Vereinsleben. Zum einen werden andere Vereine häufig vorgezogen, zum anderen herrscht leider immer noch das Bild „der alten Wiiber“ über die Landfrauen. „Das ist sehr schade“, sagt Monika Döbelin. „Es wäre schön, wenn wir mehr junge Frauen miteinbeziehen könnten und sie sich vielleicht über den Verein als Markgräflerin definieren“, fügt Iris Willmann an.

Von gestern sind die Landfrauen schon lange nicht mehr. Über den deutschen Landfrauenverband gibt es viele Schulungsangebote und Weiterbildungen. Iris Willmann wird als Obstfachfrau für „Agrarprodukte aus der Region“ eingesetzt und muss mindestens zwei Mal jährlich sieben Seminar-Tage absolvieren. „Die Frauen werden richtig gut ausgebildet. Rhetorik- und Produktschulungen, Online-Marketing-und Internetkurse“; alles hat Iris Willmann schon mitgemacht und ihr Wissen an andere Landfrauen weitergegeben. „Auf der Expo 2000 in Hannover habe ich Erdbeershakes verkauft und über die Nanotechnik weiß ich ebenfalls Bescheid“, berichtet Iris Willmann und lächelt.

Gemeinschaft und Miteinander treiben Frauen an, Mitglied zu werden

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Die Landfrauen Schliengen unterwegs auf „Tomaten- & Kartoffelfahrt“ (© Sabine Ronge)

Auf der „Tomaten- und Kartoffelfahrt“ wird gemeinsam gestaunt, gelacht und geredet. Langweilig wird es nie. Genau dies ist es, was einige Frauen antreibt Mitglied zu werden: die Gemeinschaft und das Miteinander. „Man bekommt Kontakte, lernt das Dorf kennen und stellt gemeinsam etwas auf die Beine“, erzählt Iris Willmann. Das ist ihrer Meinung nach heute wichtiger denn je. Und jeder macht das, was er kann und will; egal in welchem Alter. Die bunte Mischung macht‘s: gemeinsames Basteln und stricken, Gymnastik für jung und alt, Ausflüge in der Regio, Bewirtung mit Kaffee und unzähligen Linzertorten auf dem Landwirtschaftsmarkt und vieles mehr.

Zurück im Hofladen von Familie Binder werden zuletzt die Taschen und Körbe mit den verschiedensten Kartoffelsorten, Gemüse, Eiern und frischem Obst gefüllt. Während die Einen noch kräftig einkaufen, gönnen sich die Anderen bereits eine Pause auf einer Bank. Von dort aus geht es weiter nach … Hier wird gemeinsam eingekehrt und der Tag gemütlich ausgeklungen lassen. Viel gelernt und Spaß gehabt haben heute alle – das ist das Wichtigste bei den Landfrauen.

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