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Traditionelle Feste im Markgräflerland
Die Markgräfler feiern gerne und ausgiebig. Von Januar bis Dezember findet sich an fast jedem Wochenende eine Markierung im Markgräfler Veranstaltungskalender. Das Besondere daran: Jede Feier erzählt ihre eigene Geschichte und ist somit für jeden Besucher ein kleines Abenteuer. Denn die meisten der Feste begeht man hier schon seit Jahrhunderten.
Die Chilbi
Die Chilbi zum Beispiel feierte man hier schon in den dunklen Tagen des Mittelalters. Der ausgefallene Name des ursprünglich christlichen Brauches rührt aus dem Mittelhochdeutschen „kirmesse“ oder „kirchmesse“. Was früher ein reines Kirchweihfest war, hat sich nach und nach zu einem Volksfest entpuppt. Die Markgräfler beweisen, dass christliche Traditionen mit Genuss hervorragend zu verbinden sind. So kann man in Heitersheim im Anschluss an die feierliche Prozession zur Stadtkirche die typischen Chilbigerichte wie Leberle, Sulz und Bratwurst verzehren. Gasthäuser laden zu einem Glas Wein ein und in der Markthalle bieten Händler allerlei Delikatessen an. Der dreitägige Heitersheimer Chilbimarkt findet traditionell im August statt und das schon seit über 200 Jahren. Auch in kleineren Ortschaften des Markgräflerlands lässt man sich diese alte Tradition nicht nehmen. Jährlich am ersten Wochenende im Juli feiern die Hachener an der einzigen Straßenkreuzung im Ort die Hachener Chilbi. In familiärer Atmosphäre verspricht das Fest authentisches Markgräfler Leben.
Das Isteiner Chlimsifescht
Historie liegt in der Luft, wenn die Isteiner ihr Chlimsifescht abhalten. Denn die Chlimse selbst ist ein Stück Zeitgeschichte. In den uralten Gebäuden des Dorfes haben sich kleine Lücken gebildet. Das Wort „chlimse“ steht im Alemannischen für „spähen, lugen“. Und so werden die mittelalterlichen Gemäuer bis heute weithin „Chlimsen“ genannt. Bei einem Gläschen Wein bieten die Chlimsen einen kleinen Ausblick auf die romantische Kulisse des Dorfes. Die verwinkelten, steilen Gässchen der idyllisch gelegenen Ortschaft sind ohnehin eine Reise wert. Und bei schönem Wetter lässt sich das Chlimsifest auch außerhalb der Chlimsen im Freien genießen.
Das Mappacher Dämpfifescht
Gutes, deftiges Essen und ausgefallene Bräuche sind garantiert, wenn die Mappacher alle zwei Jahre zum Dämpfifescht einladen. Als ein wahres Ungetüm baut sich auf dem Festplatz ein metallener Dampfkessel auf, der meterhoch in die Höhe ragt. Denn beim Dämpflifest geht es nicht nur um die Wurst, sondern vor allem um die Kartoffel. Die wird im Dampfkessel, der sogenannten „Dämpfe“ gegart und verzehrt. Der richtige Markgräfler nennt die Kartoffel natürlich „Grumbiere“. Dazu gibt es Zieger-Käse und Buurewürste. Bei einem Bier oder einem Glas Wein lassen sich so die letzten Sonnentage des goldenen Oktobers besonders gut genießen.
Das Fischerfest in Märkt
Zu einer guten Mahlzeit sagen auch die Besucher des Märkter Fischerfests nicht „nein“. Eine Tonne frittierte Forellen verzehren die Märkter und ihre Gäste während der dreitägigen Feierlichkeiten. Ein buntes Treiben herrscht in der Ortschaft, wenn Blaskapellen zum Tanz aufspielen. Die Holzboote, mit denen die Fischer hier früher ausfuhren, sind zwar lange von den Gewässern des Rheins verschwunden, doch trotzdem erinnern die Märkter gerne an die alte Rheinfischerkultur mit ihren traditionellen Zünften.
Scheibenschlagen, ein alter Brauch
Doch nicht nur die warmen Sommermonate locken die Markgräfler vor ihre Haustüren, um ihre Bräuche zu zelebrieren. Der wohl urigste Brauch der Region findet zur kältesten Jahreszeit statt – und das gleich in mehreren Dörfern. Beim Scheibenschlagen läuten Jung und Alt die Fasnachtstage aus. Bis vor wenigen Jahrzehnten verrichteten noch die Konfirmanden des Dorfes das Fest. Sie trafen alle notwendigen Vorbereitungen für das abendliche Spektakel. Und das war nicht gerade wenig. Denn schließlich wird beim Scheibenschlagen am Rande des Dorfes ein riesiges Feuer, das sogenannte „Fasnachtsfüür“, entzündet. Die Konfirmanden sammelten Holz und türmten es zu einem riesigen Scheiterhaufen auf. Am Abend dann wurde der Haufen entzündet und ein Feuer entflammte die kalte Winternacht. Nun konnte das tatsächliche Scheibenschlagen beginnen, bei dem Jung wie Alt noch heute gehörigen Spaß hat. Dabei werden kleine Holzscheiben im Feuer zum Glühen gebracht und über ein schräg aufgestelltes Brett mithilfe von Haselnussruten, den „Schiibestecke“, in den Nachthimmel geschossen. „Schiibi, schiibi, schiibo, wem soll die Schibe goh?“, ruft manch ein Schläger noch heute, wenn er ein kleines Stück Holz für einen Augenblick in eine Sternschnuppe verwandelt. Doch heute müssen die Konfirmanden nicht mehr schuften, um am Fest teilnehmen zu können. Sie können sich, wie alle anderen Dorfbewohner, bei Blas- oder Chormusik gehörig amüsieren.
Die Sichelhenke, das älteste deutsche Erntedankfest
Das ganze Dorf kommt auch zusammen, wenn man am Bartholomäus-Tag, dem 24. August, die Sichelhenke feiert. Das älteste deutsche Erntedankfest wurde ursprünglich erst dann begangen, wenn der letzte Erntewagen eingefahren war. Der Bauer und seine Erntehelfer hängten daraufhin ihre Arbeitsgeräte in die Scheune. Daher der Name des Fests. Nach Wochen der harten Arbeit feierte der ganze Hof ausgelassen das Ende der Ernte. Wenn die Ernte gut ausfiel, konnte man sich auf Kuchen und Gugelhupf freuen. Für reichlich Kaffee und Kuchen sorgen die Steinenstädter zwar heute auch noch, wenn sie die Sichelhenke begehen, doch das Ende der Ernte steht nicht mehr im Vordergrund der Festlichkeiten. Bei der Feier in Neuenburg-Steinenstadt kann man die historischen Geräte, mit denen früher die Ernte eingeholt wurde, aus nächster Nähe bewundern. Eine Vorstellung davon, wie hart die Arbeit der Markgräfler Bauern damals gewesen sein muss, gewinnt der Besucher bei den Schauvorführungen von Getreidedreschen und Messerschleifen.
Das Wollbacher Strüblifescht
Ausnahmsweise nicht historisch, jedoch ausgesprochen skurril, ist das Strüblifescht. In Wollbach werden alle zwei Jahre sämtliche Bratpfannen erhitzt. Die Herren vom örtlichen Gesangsverein backen dann den traditionellen „Strübli“, eine Art Pfannkuchen. Den Teig gießen die Sänger jedoch nicht einfach mit der Kelle in die Pfanne, stattdessen lassen sie ihn vorsichtig durch einen Trichter ein. Wie man in dieser Ortschaft vor rund 20 Jahren darauf kam, ein neues Fest zu erfinden, weiß heute niemand mehr so genau. Anfänglich hatte das Fest sogar ein richtiges Manko: Denn es fand zunächst an abschüssigen Grashängen statt, was die Weingläser auf den Tischen in Schräglage brachte. Doch das machte den Wollbachern gar nichts aus und sie erfanden kurzum das „Viertele-Stibber“: Das angeschrägte Stück Holz kann man noch heute auf dem Strüblifescht kaufen, obwohl der Wein seit dem Umzug auf den Festplatz, nur in Ausnahmesituationen in Gefahr ist, auszulaufen. Damit die Männer aber nicht nur am Herd stehen müssen, gibt es als maskulines Kontrastprogramm einen Oldie-Traktoren-Konvoi. Perlen der motorisierten Landwirtschaft rollen durch die Straßen Wollbachs und sind nicht nur für Liebhaber eine wahre Augenweide.
Die Weinfeste im Markgräflerland
Doch im Herzen des Veranstaltungskalenders der Region liegen bis heute die Weinfeste. Ob in Müllheim, Auggen oder Britzingen, ob in Laufen, Schliengen oder in Neuenburg – in beinahe allen Ortschaften feiern die Markgräfler ihren Wein. Die Teilnahme am Markgräfler Weinfest in Staufen lässt sich fast keiner der Winzer in der Region entgehen. Und so empfängt die Besucher hier eine Auswahl von über 300 verschiedenen Weinen, 50 Winzersekten und Perlweinen sowie badischen Delikatessen. Beim traditionellen Eröffnungsumzug verwandeln Reiter, Trachtengruppen, die Markgräfler Weinbruderschaft sowie Spielmannszüge die sonst so ruhige Altstadt in eine Kulisse für ein spannendes und vielseitiges Spektakel. Und mit der Krönung und Inthronisierung der Markgräfler Weinprinzessin zeigt sich, wer im kommenden Jahr in der Region in Sachen Wein das Sagen haben wird. Ihren letzten Dienst vor der Winterpause vollzieht die Prinzessin übrigens bei der Markgräfler Rotweinnacht, die seit 2008 im Bad Bellinger Kurhaus veranstaltet wird. Der hier sonst so dominante Weißwein „Gutedel“ hat ausnahmsweise mal keinen Platz auf der Weinkarte. Dafür aber 98 Rotweine aus der Region. Die Gäste lieben es, über die angeblich „besten Tropfen“ der Weingüter und Winzergenossenschaften zu diskutieren, die eine oder andere kulinarische Spezialität zu genießen und so ein langes Feschtjahr hinter sich ausklingen zu lassen.
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